… in der sich alles immer schneller zu drehen scheint. Gerade hat ein neues Jahr angefangen und das Neue scheint groß vor uns zu liegen und plötzlich, Schwupps, ist auch dieses Jahr vorbei und wir fragen uns, wie konnte das passieren? Wir sind mehr damit beschäftigt, zu funktionieren und Dinge zu erledigen, als zu leben. Wir rasen durch unseren Tag genauso wie durch unser Leben mit einem imaginären Ziel vor den Augen, das uns ein Leben nach unseren Wünschen verspricht: Wenn wir dort angelangt sind, dann werden wir unser Leben genießen. Ich glaube, dass dieses Gefühl, dass „die Zeit uns wie Wasser durch die Finger rinnt“ daher kommt, dass wir unser Leben so mit Aktivität und ständigem Tun vollgestopft haben, dass wir nicht mehr dazu kommen, das Leben wirklich wahrzunehmen, geschweige denn, es zu genießen.
Vor einigen Jahren, kurz nachdem ich meine Ausbildung zum Physiotherapeuten abgeschlossen hatte, reiste ich in das damalige Land meiner Träume – nein, nicht Panama, Neuseeland. Ich kam dort nach 32 Stunden Flug, mit Zwischenstopp, an. In 32 Stunden einmal um die halbe Welt. Ich fühlte mich wie der Reiter, der mit einem Begleiter durch die Wüste galoppiert ist und plötzlich anhält. Sein Begleiter fragt ihn, warum er auf einmal eine Rast einlegt, wo sie doch noch eine lange Reise vor sich hätten? Der erste Reiter antwortet:
„Wir sind scharf geritten und ich brauche eine Pause, damit meine Seele hinterherkommt.“
Ich war mit dem Flieger wahrscheinlich mindestens zwanzigmal so schnell wie ein Pferd im Galopp. Wo war wohl meine Seele abgeblieben? Ich hatte das Gefühl mehrere Tage wie ein Zombie umherzustreifen, bis mich meine Seele (glücklicher Weise) wieder gefunden hatte und ich mich wieder einigermaßen vollständig fühlte. Während meiner Zeit in Neuseeland machte ich einen einwöchigen Track zu Fuß durch die Wildnis Neuseelands und bekam dabei ein vollkommen anderes Zeitgefühl. Selbst das einfache Gehen erschien mir mit der Zeit noch viel zu schnell und ich dachte oft, wenn ich einen besonders schönen Ort erreicht hatte, dass ich mir doch Zeit nehmen sollte, einfach an diesem Ort zu verweilen, einfach hier sein, ohne Ziel. Wie im wahrsten Sinne ver – rückt, von meiner eigenen menschlichen Natur, verrückt kam mir meine Flugreise hierher vor und die Art, wie ich sonst zu Hause lebte! Immer auf der Suche nach irgendetwas, immer unterwegs, ohne jemals anzukommen,wie wohl die Meisten von uns. Und ich fragte mich, wo unser aller Seelen dabei wohl blieben? Ob sie wohl jemals die Chance haben, uns einzuholen?
Wenn wir heute nicht lernen unser Leben zu leben, wie sollen wir es dann in der Zukunft können?
Der Sufi -Dichter Rumi im 12 Jahrhundert schrieb:
….Das Gestern ist nur ein Traum und das Morgen nur eine Vision,
das Heute jedoch recht gelebt
macht das Gestern zu einem Traum voller Glück
und das Morgen zu einer Vision voller Hoffnung….
Wenn wir heute nicht lernen zu leben, mit allen Sinnen und wachem Geist, dann rennen wir nur wie der Esel, dem eine Mohrrübe vor die Nase gehängt wird, immer hinter der Rübe her, ohne sie jemals erreichen zu können. Dann werden wir eines Tages erwachen und bemerken, dass wir unser Leben er-ledigt haben, statt es zu er-leben.
Apropos Mohrrübe,- wollten wir nicht eigentlich über kochen, essen und genießen sprechen? Wir sind schon mitten im Thema. Denn so, wie wir leben, essen wir auch und so wie wir essen, leben wir auch. Aber es muss doch auch anders gehen – ja gehen, nicht rennen. Vielleicht geht es ja genau darum; nicht schneller zu leben und immer mehr in dieses kurze Leben hineinzupacken, bis in jeden Winkel unserer Tage und Nächte, unsere Zeit anzufüllen mit scheinbar wichtigem Tun, sondern: bewusster, genussvoller und sinn-voller zu leben. Das muss doch gehen, habe ich mir gedacht. Und so, wie mir, geht es ja vielen Menschen, die glauben keine Zeit zum Kochen zu haben und es doch gleichzeitig gerne täten, wenn es doch nicht nur immer so lange dauern würde, bis das Essen endlich fertig ist.
Da ich immer wieder aber auch Menschen getroffen habe, die auch viel arbeiten und es trotzdem schaffen in erstaunlich kurzer Zeit etwas Schmackhaftes zu zaubern, dachte ich, schaue ich doch einmal denen über die Schulter, die es besser hinkriegen als ich und schreibe mal ein Kochbuch für all jene, denen es ähnlich geht wie mir. Ein Kochbuch mit Rezepten, die leicht und schnell umzusetzen sind.
Und vielleicht ist es ja möglich, das Ganze mit dem Thema Achtsamkeit zu verbinden, schließlich bin ich ja Achtsamkeitslehrer, wenngleich auch kein perfekter:)
Doch eigentlich habe ich die Achtsamkeit auch schon ganz gut in mein Leben integriert, wenn es nicht gerade um das Thema Kochen geht.
Die Idee fand ich gut; nur fehlte es mir an geeigneten Rezepten. Und ich muss gestehen, ich bin auch nicht besonders gut organisiert in der Küche. Ich gehöre da eher zu der Fraktion der Küchenverwüster – die sich regelmäßig nach dem Kochen fragen: „renovieren oder gleich eine andere Wohnung suchen?”
Ok, ich brauchte also Verstärkung und da wehte mir das Schicksal Sabine Höfel in’s Haus. Sie erzählte mir, dass sie gerade plant, ein Kochbuch für Kinder zu schreiben. Wenn das kein Wink des Schicksals war. Ich erzählte ihr also von meiner Idee. Und so kam es, dass wir gemeinsam angefangen haben, ein Kochbuch zu schreiben.
Sozusagen, als Hors d’oeuvre, schreiben wir schon mal diesen Blog. Und vielleicht macht es Dir ja Appetit auf mehr?
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