Kontakt und Nähe

Ich habe lange nichts mehr in unserem Blog geschrieben, weil, na, ja, ehrlich gesagt; mir ist einfach nichts eingefallen. Als ich kürzlich mit meiner Frau über meine fehlende Inspiration sprach, meinte sie: ‚Warum schreibst Du nicht etwas über unser kleines “Mittsommerfest‘, das war doch sehr schön und gesellig.“ „Ja, super Idee“, dachte ich, „klar, das könnte ich machen.“ Und ich überlegte, was es eigentlich so schön gemacht hat, so rund, so stimmig?

„Well, you only need the light, when it´s burning low. Only miss the sun, when it starts to snow.” So heißt es in einem Lied von Passenger.

Ja, das kennen wir doch alle. Oft begreifen wir erst, wie wichtig uns etwas oder jemand ist, wenn er/es oder sie nicht mehr da sind und es dann lang ersehnt oder unverhofft wieder da ist. Was hast Du am meisten in den letzten eineinhalb Jahren vermisst? Bei mir waren es Musik und die Konzerte, aber am meisten habe ich es vermisst, einfach ungezwungen jemanden in die Arme nehmen zu können, ohne darüber nachdenken zu müssen, ob es erlaubt ist, oder ob ich etwas Strafbares tue; einfach so, weil beide es so möchten, oder diese einfache schlichte Geste, sich die Hand zur Begrüßung oder zum Abschied zu geben, einfach so, weil Berührung etwas Schönes ist, ein Zeichen von Respekt, Achtung, Wertschätzung. Etwas das zeigt; <Du bist mir wichtig, es ist schön, Dir nah zu sein.>

Das Fest!

Wir hatten ein paar Nachbarn, Freunde und unsere Kinder eingeladen, um meinen Geburtstag nachzufeiern. Und was es zu einem so schönen Erlebnis hat, werden lassen, war nicht nur das perfekte Wetter, die Sonne, der hammerblaue Himmel oder das leckere schwedische Buffet (passend zur Mittsommernacht, das in Schweden das Fest des Jahres ist und immer zwischen dem 20. und 26. Juni gefeiert wird). Was unser kleines Fest so besonders gemacht hat, war: dass wir nach langer, manchmal endlos scheinend langer Zeit wieder zwanglos zusammen sein konnten, uns umarmen, lachen, Spaß haben, in Kontakt sein und Gemeinsamkeit erleben durften. Wir haben wieder etwas erleben können, das uns erst durch sein Fehlen und dann Wiederkehren so bewusst geworden ist. Gemeinschaft, miteinander und zusammen sein, Kontakt und Berührungen sind für uns Menschen so ungeheuer wertvoll.

Kontakt!

Für mich als Physiotherapeut war diese Tatsache schon immer klar, irgendwie. Denn meine Patienten sind oft nicht nur gekommen, um ihre Beschwerden loszuwerden, wahrscheinlich zunächst aus diesem Grund, aber auch deshalb, weil Berührung einfach guttut. Und in dieser „Corona – geprägten“ Zeit konnte ich das, noch mehr als sonst, erfahren.

Während der Corona – Zeit ist vielen Menschen, glaube ich, diese Tatsache besonders bewusst geworden, wie wichtig Kontakt, Zuwendung und körperliche Nähe für uns alle ist. Besonders haben dies Kinder und alte Menschen gespürt. Social distancing mag vielleicht vor Infektionen schützen, aber es schützt uns nicht davor krank zu werden, im Gegenteil! Gerade bei den ältesten und jüngsten Menschen in unserer Gemeinschaft, mussten wir erleben, dass zu wenig Kontakt krank, ja sogar sterbenskrank machen kann.

Das weiß sogar auch die Wissenschaft

Schon lange vor Corona wurde durch Studien herausgefunden, dass Kontakt und Berührung in einem hohen Maß unser Immunsystem stärken, u.a. vor Herz- Kreiskauferkrankungen schützen und uns länger und vor allem glücklicher Leben lässt.

Warum ist das so?

Die Antwort scheint auf der Hand zu liegen! Weil wir als menschliche Wesen, vor allem soziale Wesen sind. Unser Nervensystem, ja unser gesamter Organismus ist auf Kontakt angelegt. Unser größtes Organ ist unsere Haut. In meinem Soziologiestudium habe ich im ersten Semester gelernt, dass die kleinste menschliche Einheit nicht ein Mensch, sondern zwei Menschen sind! Eines der wenigen Sachen, die ich noch weiß, aber dafür allein hat sich das Studium doch schon gelohnt 😊

Wir Menschen brauchen einander, um gesund zu bleiben und um ein glückliches Leben, leben zu können – bei allen Schwierigkeiten, die wir auch manchmal miteinander haben. Das gilt für uns ein Leben lang, nicht nur für Kinder, sondern für uns alle, immer, bis zu unserem letzten Atemzug und besonders dann.

Berührung!

Ach, und zum Schluss noch eine Studie, bei der weltweit Paare in Cafés beobachtet wurden, wie oft sie sich während einer Stunde berührt haben.

Den Rekord haben die Puerto-Ricaner*innen aufgestellt mit 180 Berührungen pro Stunde! Das Schlusslicht bildete London, dort berührten sich die Paare gar nicht! Also sollten wir mal in ein anderes Land ziehen, Puerto Rico wäre für mich eine Option. Darüber werde ich einmal mit meiner Frau sprechen.

Bis bald,
Euer Ronald Vogelsang

Wenn Du Fragen hast, kannst Du uns gerne über post@8sam-kochen.de eine E-Mail senden. Die Daten, die Du uns somit zur Verfügung stellst, werden für den Zweck der Kontaktaufnahme gespeichert, verarbeitet und nach Beendigung der Kontaktaufnahme gelöscht.